In diesem Artikel erfährst du, was Schlafmangel mit deinem Körper macht, wie sich der Körper anpasst und was du tun kannst, um besser durch den Tag zu kommen!
Lesedauer: 8 Minuten
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Es ist 3 Uhr morgens. Dein Baby ist endlich eingeschlafen, du hast gerade eine halbwegs bequeme Position gefunden – da öffnet es die Augen wieder. Ein Blick auf die Uhr. Drei Minuten Schlaf für dich. Vielleicht fünf. Und das gleiche Spiel von vorn. Willkommen in der Welt des chronischen Schlafmangels.
Wenn du dich fühlst, als wärst du in einer Dauerfolge von ‚The Walking Dead‘ gefangen, mit Müdigkeit, Gereiztheit und Erschöpfung, lass mich dir sagen: Du bist nicht allein. Schlafmangel gehört zur Babyzeit wie Spucktücher auf der Schulter. Aber er ist nicht nur eine Challenge für den Alltag, sondern hat auch echte Auswirkungen auf deinen Körper und deine Psyche.
Doch bevor du verzweifelst – es gibt Hoffnung. Dein Körper ist ein Wunderwerk der Evolution (wäre ja auch komisch, wenn nicht, nach Hunderttausenden Jahren Schlafmangel für Mamas 🥲) und er ist erstaunlich anpassungsfähig. Babyschlaf ist kein Albtraum ohne Ausweg! Es gibt Tricks, die dir helfen können, diese Zeit zu überstehen.
Warum schlafen Babys nicht durch?
Die erste Frage, die wahrscheinlich jede übermüdete Mutter irgendwann googelt: „Wann schläft mein Baby endlich durch?!“ Die bittere Wahrheit ist, dass die meisten Kinder erst mit mehreren Jahren durchschlafen – und selbst dann nicht unbedingt jede Nacht.
Aber warum ist das so? Ist die Natur etwa grausam? Nein, ganz im Gegenteil. Babys wachen aus gutem Grund häufig auf:
- Überlebensstrategie: Früher, also ganz früher als wir noch Jäger und Sammler waren, wäre ein tief schlafendes Baby leichte Beute gewesen. Häufiges Erwachen bedeutete Schutz.
- Stillrhythmus: Muttermilch ist perfekt auf die Bedürfnisse eines Neugeborenen abgestimmt – aber sie wird auch schnell verdaut. Häufiges Trinken ist biologisch gewollt.
- Schlafzyklen: Während Erwachsene längere Tiefschlafphasen haben, befinden sich Babys und Kleinkinder mehr in Leichtschlafphasen. Das hilft ihnen, schneller auf Bedürfnisse zu reagieren (Hunger, Nähe, Kälte).
Das bedeutet: Dein Baby schläft nicht „falsch“ – es schläft genau so, wie es die Evolution vorgesehen hat.
Was macht Schlafmangel mit dem Körper?
Ok, und was heißt das nun für dich? Die ersten Monate (oder Jahre) mit Baby sind eine einzige Unterbrechung. Wissenschaftlich ist längst belegt: Mütter schlafen nach der Geburt signifikant weniger als vorher.
💡 Studie dazu: Eine Untersuchung ergab, dass Mütter in den ersten drei Monaten nach der Geburt durchschnittlich eine Stunde weniger schlafen als vor der Geburt – mit messbaren Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden (Schlarb et al., 2024).
Schlafmangel ist nicht nur anstrengend, er kann auch handfeste gesundheitliche Folgen haben.
- Konzentrationsstörungen: Hast du auch manchmal das Gefühl, du vergisst die Hälfte? Das liegt daran, dass unser Gehirn im Tiefschlaf Informationen verarbeitet – und genau dieser Tiefschlaf fehlt oft.
- Erhöhte Reizbarkeit: Ohne ausreichenden Schlaf wird das emotionale Zentrum im Gehirn überaktiver, was dazu führt, dass du schneller genervt oder frustriert bist.
- Geschwächtes Immunsystem: Schlafmangel führt dazu, dass der Körper weniger Abwehrzellen produziert – du wirst also anfälliger für Infekte.
- Höheres Risiko für Depressionen: Studien zeigen, dass Mütter mit anhaltendem Schlafmangel ein signifikant erhöhtes Risiko für postpartale Depressionen haben (Insana & Montgomery-Downs, 2013).
- Mentale Gesundheit: Erschöpfung kann auch zu stärkeren Gefühlen von Überforderung und „Mom Rage“ führen.
- Aber hier kommt eine gute Nachricht: Dein Körper ist ein echtes Wunderwerk. Er passt sich an!
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Wie passt sich der Körper an Schlafmangel an?
Dein Körper ist dein hochintelligentes „Vehikel“, dass sich auch an diese Gegebenheiten anpassen kann! Wäre ja auch gelacht, wenn der Körper kein Ass im Ärmel hätte:
- Hormone als Schutzschild: Stillmütter haben oft höhere Oxytocin- und Prolaktin-Spiegel, die die Stresstoleranz erhöhen können. Außerdem hilft dir das Oxytocin die negativen Effekte von Schlafmangel teilweise zu kompensieren (Insana & Montgomery-Downs, 2013)
- Effektive Powernaps: Dein Körper lernt, in kurzen Schlafphasen effizienter zu regenerieren. Während normale Erwachsene etwa 20 Minuten brauchen, um in den Tiefschlaf zu kommen, können Mütter diesen Zustand schneller erreichen (Insana & Montgomery-Downs, 2013).
- Tiefere Verbindung zu deinem Baby: Mütter sind biologisch darauf programmiert, auch im Halbschlaf auf Signale ihres Babys zu reagieren – und das ist gar nicht mal so schlecht. So wirst du im wahrsten Sinne ein richtiger Safe-Space für dein Baby. Eine echte Superpower! Auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt.
- Du schläfst effizienter: Studien zeigen, dass sich der Schlafmangel bei Müttern kürzeren Schlafphasen zeigt (Mosko, Richard & McKenna, 1997). Aber auch, wenn dein Schlaf unterbrochen wird, nutzt dein Gehirn die kleinen Nickerchen effektiver.
💡 Studie dazu: Untersuchungen zeigen, dass stillende Mütter, die mit ihren Babys zusammen schlafen, keinen signifikanten Unterschied in der gesamten Schlafdauer haben, weil die Wachphasen kürzer sind und das Baby schneller wieder schläft (Mosko et al., 1997).
Dein Körper macht eine richtig gute Arbeit – auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt. Aber es gibt noch ein paar Tricks, die dir helfen können.
Was hilft bei Schlafmangel?
💡 Erwartungshaltung ändern
Der größte Stress entsteht oft durch die Vorstellung, dass Babys „durchschlafen“ sollten. Tun sie aber nicht. Und die Idee von „Durchschlafen mit 6 Monaten“ ist oft ein Mythos.
Das hat einen evolutionären Sinn: Babys, die in der Nacht kurz aufwachen, haben ein geringeres Risiko für plötzlichen Kindstod (McKenna & Mosko, 2006). Wenn dein Baby also oft aufwacht, dann nicht, weil du etwas „falsch“ machst – sondern weil es völlig normal ist.
💡 Nutze die Schlafzeiten deines Babys klug
Seit ich Mutter geworden bin, habe ich ganz schnell gelernt, dass Nickerchen mein bester Freund sind! Auch wenn du keine Mittagsschläferin bist – jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, es zu werden. 10-20 Minuten Powernaps können Wunder wirken. Dein Körper kann in dieser Zeit bereits wichtige regenerative Prozesse starten. Schlafe, wenn dein Baby schläft! (Ja, auch tagsüber. Nein, der Haushalt kann warten.) Akzeptiere, dass sich dein Schlafmuster mit Kind verändern wird.
💡 Deine Grundbedürfnisse sind wichtig!
Wenn du meine anderen Beiträge gelesen hast (hust Mental Load hust), dann weißt du bereits: Grundbedürfnisse stehen an erster Stelle. Schlaf ist genauso überlebenswichtig wie Essen, Trinken oder aufs Klo gehen. Und wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt sind, dann funktioniert auch der Rest nicht – Punkt.Das bedeutet: Haushalt machen zählt nicht zu den existenziellen Grundbedürfnissen.
Dein Körper braucht Priorität, denn nur wenn du halbwegs aufgeladen bist, hast du genug Kraft für dein Baby. Dein Kind wird darum vielleicht nicht besser schlafen – aber du wirst es besser durchhalten. ❤️
💡 Schlafe so nah wie möglich an deinem Baby
Wenn du stillst, dann versuche, dein Baby so nah wie möglich zu haben – im Beistellbett oder direkt bei dir im Bett (sicheres Co-Sleeping beachten!). So musst du nicht jedes Mal aufstehen, sondern kannst dein Baby einfach an dich ziehen, stillen und weiterschlafen.
Die Forschung zeigt, dass Co-Sleeping Müttern helfen kann, weil die Wachphasen kürzer sind und das nächtliche Stillen weniger Unterbrechung bedeutet (Mosko et al., 1997).
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💡 Wechselschichten mit dem Partner einführen
Falls möglich, teilt euch die Nächte auf. Eine Möglichkeit ist, dass du in einem anderen Zimmer schläfst und dein Partner das Baby nur zum Stillen herüberbringt. Falls ihr Fläschchen gebt, kann dein Partner auch mal eine komplette Nacht übernehmen.
💡 Nutze dein Netzwerk
Falls du Familie oder enge Freunde hast, die helfen können, dann nutze diese Unterstützung. Es kann schon eine enorme Erleichterung sein, wenn jemand für einen gewissen Zeitraum das Baby übernimmt, damit du in Ruhe schlafen kannst. Viele Menschen möchten helfen, wissen aber nicht, wie – also sag es ganz konkret: „Kannst du für eine Stunde mit dem Baby spazieren gehen, damit ich schlafen kann?“ oder „Kannst du mit dem Abendessen helfen, damit ich eine Pause habe?“. Du kannst auch deine Hebamme oder Babyschlaf-Expertinnen zu rate ziehen.
💡 Optimiere deine Schlafbedingungen
- Blaulicht vermeiden: Kein Handy im Bett, weil es das Einschlafen erschwert.
- Dunkelheit nutzen: Verdunklungsvorhänge helfen, den Schlaf tiefer zu machen.
- Kein Koffein am späten Nachmittag – auch wenn du es nicht merkst, es beeinflusst deinen Schlaf.
💡Aktiviere dich in den Wachphasen
Wenn du und dein Baby wach seid, dann aktiviere deinen Körper. Lasse Licht in die Wohnung oder geht zusammen an die frische Luft. Hilf deinem Körper aus der frühen Müdigkeit. Wenn dein Baby noch sehr klein ist, dann kommt die nächste Schlafphase bestimmt bald, dann kannst du versuchen, dich auch wieder etwas auszuruhen, um Kräfte zu sammeln.
💡Informiere dich über die Wachstumsschübe von Babys
Hast du schonmal von „Oje, ich wachse gehört?“ Wenn nicht, dann solltest du es dir unbedingt mal ansehen. Ich habe mir damals die App herunter geladen, die (in unserem Fall) ziemlich genau die Wachstumsschübe prognostiziert hat. Und Schübe bedeutet meistens auch unruhige Nächte. 🥲 Die gute Nachricht ist, auch diese gehen vorbei!
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Fazit: Es wird besser – versprochen!
Ich weiß, du bist müde. Wirklich müde. Aber weißt du was? Diese Phase geht vorbei. Dein Körper macht das großartig, dein Baby macht das großartig – und du machst das sowieso großartig.
Es gibt Tage, an denen alles schwer ist. Aber es gibt auch diese winzigen und schönen Momente: Wenn dein Baby schläft und du es einfach nur in deinen Armen hältst. Das sind die Erinnerungen, die bleiben – nicht die Müdigkeit.
Halte durch, Mama. Du bist nicht allein! Du schaffst das, da bin ich mir ganz sicher!
💛 Hat dir dieser Artikel geholfen? Teile ihn mit anderen Mamas, die ihn brauchen!
Falls du nun immer noch nicht weißt, dass du eine Frau mit Superkräften bist, dann schau dir doch mal diesen Artikel an: Superpower Mama-Sein oder warum Mental Load keine Privatsache ist!
Quellen:
Mosko, S., Richard, C., & McKenna, J. (1997). Maternal Sleep and Arousals During Bedsharing With Infants. Sleep, 20(2), 142-150. https://doi.org/10.1093/sleep/20.2.142
Schlarb, A. A., Landwehr, J., Prehn-Kristensen, A., Paditz, E., Quante, M., & Schneider, B. (2024). 33 Praxis-Tipps für müde Eltern, um über den Tag zu kommen. Somnologie, 28, 131-137.
Insana, S. P., & Montgomery-Downs, H. E. (2013). Sleep and Sleepiness among First-Time Postpartum Parents. Behavioral Sleep Medicine, 11(3), 232-248.